Studie zu den nicht finanziellen Motiven für Geldspiele

Das Lottospiel und die insgeheime Hoffnung auf eine Lebensveränderung

Niemand macht mehr Millionäre. Dieser Slogan nimmt die Antwort auf die Frage, weshalb sich Personen an Lottoziehungen beteiligen, vorweg: Weil ich Geld gewinnen will! Nüchtern betrachtet, ist die Wahrscheinlichkeit einen Betrag zu gewinnen, welcher die Ausgaben des Lottospiels deckt, verschwindend klein. Trotzdem versprechen sich die Spielenden von ihrer Teilnahme einen finanziellen Nutzen. Ein grosser Teil der Teilnehmenden, die in unserer Studie zu nicht finanziellen Motiven fürs Lottospiel befragt wurde, erzählte uns, dass sie die Ausgaben für ihr Lottospiel als eine Art Investition betrachten. Sie weisen demnach keine oder nur eine geringe Verlustaversion auf. Zudem findet, anders als bei Rubellosen oder bei Geldspielautomaten, beim Lottospiel keine zeitnahe Verstärkung des Verhaltens in Form einer direkten Barauszahlung des Gewinnes statt. Somit stellt sich die Frage, weshalb Spielende trotzdem wieder einen Lottoschein einreichen.

«... eine gewisse Hoffnung, dass vielleicht irgendwie etwas Lebensveränderndes passieren könnte.»

Was bewegt Sie zum Kauf eines Lottoscheins? Ist das Lottospiel eine Art Ritual für Sie? Stecken soziale Kontakte dahinter? Oder ist es der Nervenkitzel?Diese Fragen stellten wir 19 Personen, die an Swiss Lotto oder EuroMillions Ziehungen teilnehmen. Die Resultate der Interviews haben uns erstaunt. Weder soziale Kontakte noch Langeweile, Nervenkitzel oder Rituale wurden als Gründe für die Teilnahme an Zahlenlotterien angegeben.

Hingegen erzählten die Studienteilnehmenden von ihren Tagträumen. Wir hörten Schilderungen von Vorstellungen, wie das Leben nach einem Gewinn ausschauen würde. Insgeheim ist mit einer Teilnahme am Lottospiel also der Wunsch und das Bedürfnis nach einer Lebensveränderung verknüpft. Die häufigsten Antworten auf die Frage, wie ein potenzieller Gewinn investiert würde, finden Sie in der unten dargestellten Wortwolke visualisiert.

Beim Lottospielen fliegen die Gedanken

Ohne den Lottogewinn scheint der nötige Anstoss zu bedeutsamen und teilweise riskanten Lebensveränderungen – wie z.B. einem Jobwechsel oder dem Sprung in die Selbstständigkeit – zu fehlen. Dabei erfüllen Tagträume und «Hoffnungsgedanken» einen konkreten Nutzen. Indem man die Gedanken fliegen lässt, nimmt man Abstand vom realen Weltgeschehen und kehrt mit einer positiven Stimmung aus der gedanklichen Auszeit zurück.

Der Hauptnutzen des Lottospiels ist unserer Studie zufolge die Provokation von Hoffnungsgedanken. Ein Nichtgewinn wird dank den Tagträumen besser verkraftet und nicht als Verlust wahrgenommen und die Gewissheit, dass pro gespielten Franken 27 Rappen in gemeinnützige Zwecke fliessen, scheint die Ausgabe für das Lottospiel als eine Art Investition zu rechtfertigen.

Wortwolke mit den Begriffen Reisen, Immobilien, Familie unterstützen, Frühpensionierung, Rücklage/Sparen, Anlegen/Investieren, Schulden abbezahlen, Selbstständigkeit, Guter Zweck, grössere Wohnung, Flugzeug, Spassnacht, Auto, Pferde, Motorrad
Eigene Darstellung basierend auf den Studienergebnissen