Zielgruppenspezifische, verhaltenswissenschaftliche Massnahmen zur Förderung der öV-Nutzung in der Schweiz

Um den Anteil des öffentlichen Verkehrs am Modalsplit zu erhöhen, ist eine langfristige Stärkung der Bahn notwendig. Zusätzlich zum Ausbau der Infrastruktur, sind dafür jedoch auch gezielte Begleitmassnahmen hilfreich, die neue Mobilitätsgewohnheiten anstossen können .

Doch welche Zielgruppen und Motive sollen durch solche Begleitmassnahmen angesprochen werden?

In einer Studie, die wir gemeinsam mit der Verhaltensarchitektur GmbH im Auftrag des Bundesamts für Verkehr durchführen durften, gingen wir dieser Frage nach.

In der Studie fokussierten wir uns auf die Zielgruppe «Familie mit Kind(ern) und Auto(s)», welche trotz sehr gutem Anschluss an den öV oftmals mit dem Auto unterwegs ist.

Basierend auf Interviews mit Familienvätern und -müttern gelangten wir zu den folgenden 7 Erkenntnissen zur Zielgruppe:

  1. Ein Verzicht aufs Auto ist illusorisch. Denkbar sind Tagesausflüge als positive erste öV-Erlebnisse.
  2. Die Praktikabilität ist zentral, die kurzfristigen Kosten (z.B. für das Parkieren oder das Billett) sind mitentscheidend.
  3. Sogar versessene Autofahrende nehmen für ihre Kinder ab und zu den öV.
  4. Die Motive «Umweltschutz» und «Schutz zukünftiger Generationen» sind vernachlässigbar, Freiheit und Bequemlichkeit werden höher gewertet.
  5. Der Erwerb des Führerausweises gehört zum Erwachsenwerden (noch) dazu.
  6. Die Förderung der Nebenverkehrszeiten muss von den Arbeitgebenden angestossen werden.
  7. Die Bahn ist sehr beliebt, Bus und Tram jedoch eher weniger – der Weg zur Bahn ist somit eine grosse Hürde.

Basierend auf diesen 7 Erkenntnissen lassen sich verschiedene Begleitmassnahmen ableiten. Als besonders vielversprechend scheint dabei die Förderung der Nutzung des öV von und mit Kindern zu sein. Kinder sind oftmals begeistert von Reisen mit dem öV – vor allem mit der Bahn. Wenn gezielt an dieser Begeisterung angesetzt wird, kann eine Mobilitätsgewohnheit zugunsten des öV aufgebaut werden, welche hoffentlich auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt.

Alle weiteren Erkenntnisse und Ideen für Begleitmassnahmen aus unserer Studie finden Sie im Schlussbericht.