Hintergrund
Niemand macht mehr Millionäre. Dieser Slogan nimmt die Antwort auf die Frage, weshalb sich Personen an Lottoziehungen beteiligen, vorweg: “Weil ich Geld gewinnen will!” Nüchtern betrachtet, ist die Wahrscheinlichkeit einen Betrag zu gewinnen, welcher die Ausgaben des Lottospiels deckt, verschwindend klein. Leute, die an Lottoziehungen teilnehmen, weisen demnach keine oder nur eine geringe Verlustaversion auf. Zudem findet, anders als bei Rubellosen oder bei Geldspielautomaten, beim Lottospiel keine zeitnahe Verstärkung des Verhaltens in Form einer direkten Barauszahlung des Gewinnes statt. Somit stellt sich die Frage, weshalb Spielende trotzdem wieder einen Lottoschein einreichen.
Ziel
Um herauszufinden, welche nicht finanziellen Motive einen grossen Teil der Schweizer Bevölkerung dazu motivieren, Zahlenlotto zu spielen, führen wir Interviews mit Personen, die an Swiss Lotto oder EuroMillions Ziehungen teilnehmen.
Vorgehen
In 19 Online-Interviews stellen wir Personen, die an Swiss Lotto oder EuroMillions Ziehungen teilnehmen, Fragen zu ihren Motiven im Zusammenhang mit der Teilnahme an Lottoziehungen.
Beispielsweise fragten wir:
“Was bewegt Sie zum Kauf eines Lottoscheins?”
“Ist das Lottospiel eine Art Ritual für Sie?
“Stecken soziale Kontakte dahinter?”
“Oder ist es der Nervenkitzel?”
Laufzeit
10.2021 - 04.2022
Resultate
Die Resultate der Interviews haben uns erstaunt. Weder soziale Kontakte noch Langeweile, Nervenkitzel oder Rituale wurden als Gründe für die Teilnahme an Zahlenlotterien angegeben.
Hingegen erzählten die Studienteilnehmenden von ihren Tagträumen. Wir hörten Schilderungen von Vorstellungen, wie das Leben nach einem Gewinn ausschauen würde. Insgeheim ist mit einer Teilnahme am Lottospiel also der Wunsch und das Bedürfnis nach einer Lebensveränderung verknüpft. Die häufigsten Antworten auf die Frage, wie ein potenzieller Gewinn investiert würde, finden Sie in der unten dargestellten Wortwolke visualisiert.
Ohne den Lottogewinn scheint der nötige Anstoss zu bedeutsamen und teilweise riskanten Lebensveränderungen – wie z.B. einem Jobwechsel oder dem Sprung in die Selbstständigkeit – zu fehlen. Dabei erfüllen Tagträume und «Hoffnungsgedanken» einen konkreten Nutzen. Indem man die Gedanken fliegen lässt, nimmt man Abstand vom realen Weltgeschehen und kehrt mit einer positiven Stimmung aus der gedanklichen Auszeit zurück.
Der Hauptnutzen des Lottospiels ist unserer Studie zufolge die Provokation von Hoffnungsgedanken. Ein Nichtgewinn wird dank den Tagträumen besser verkraftet und nicht als Verlust wahrgenommen und die Gewissheit, dass pro gespielten Franken 27 Rappen in gemeinnützige Zwecke fliessen, scheint die Ausgabe für das Lottospiel als eine Art Investition zu rechtfertigen.
Partner
Dieses Projekt wurde im Auftrag von Swisslos Interkantonale Landeslotterie durchgeführt.
Kontakt
Prof. Dr. Claude Messner
Geraldine Holenweger