Mit Verhaltenswissenschaften die Beschaffung und Nutzung von E-Fahrzeugflotten fördern

Wie können Mitarbeitende der SBB beim Umstieg auf die Elektromobilität mit verhaltenswissenschaftlichen Massnahmen begleitet werden?

Hintergrund

Die SBB hat die Klimaneutralität bis 2030 als Konzernziel verankert. Zur Umsetzung dieses Zieles gehört das Handlungsfeld Strassenfahrzeuge, in welchem eine klimaneutrale Strassenflotte durch die Beschaffung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen (BEV) erreicht werden soll. Neben den technischen Gegebenheiten (z.B. Ladeinfrastrukturen) sind der SBB die Akzeptanz und Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Transformation zur Elektromobilität wichtig. Denn ansonsten kann es sein, dass die BEV im Bestellprozess nicht berücksichtigt oder, wenn einmal angeschafft, nicht genutzt werden.   

Ziel

Ziel des Projektes ist es, verhaltenswissenschaftliche Massnahmen zu erarbeiten und zu testen, die den Beschaffungs- und Nutzungsprozess von BEV wirksam unterstützen. Dabei basieren die Erfahrungen zwar auf dem Case der SBB, die Erkenntnisse und Massnahmen werden jedoch so allgemein formuliert, dass sie auch für andere Unternehmen mit kleineren Flotten oder KMUs geeignet sind.  

Vorgehen

Das Projekt besteht aus 2 Schritten: 

  1. Als Erstes wurden die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse betreffend (psychologischer) Barrieren und Anreize gegenüber BEV vertieft. Dazu wurden schriftlich 132 Fahrzeugverantwortliche der SBB und mündlich 11 Mitarbeitende mit Zugang zu einem BEV befragt. 

  1. Basierend auf den Erkenntnissen aus dem 1. Schritt wurden verhaltenswissenschaftliche Massnahmen ausgearbeitet und umgesetzt, welche den Beschaffungsprozess von BEV innerhalb der SBB unterstützen und die Nutzung von BEV durch SBB Mitarbeitende fördern sollen. 

Laufzeit

04.2021 - 10.2022

Resultate

Im ersten Schritt kristallisierten sich die folgenden 6 zentralen Erkenntnisse heraus: 

  1. Reichweitenstress, fragwürdige Eignung für die Arbeit und Ladebedenken sind zentrale Barrieren. 

  1. Wissen zu technischer Eignung und praktische Erfahrungen sind wirksame Massnahmen gegen psychologische Barrieren. 

  1. Soziale Faktoren müssen mitberücksichtigt werden – das Team spricht mit und negative Erfahrungen sprechen sich herum. 

  1. Bei Abbildungen, z.B. in einem Fahrzeugkatalog, fallen Fahrzeugbilder, Reichweite und Preis besonders ins Auge. 

  1. Vorgaben von Vorgesetzten und des Managements werden umgesetzt – es ist aber auch Unterstützung gefordert. 

  1. Die Umweltfreundlichkeit von BEV ist ein Motivator, ungenügendes Wissen kann aber auch dazu führen, dass BEV nicht als umweltfreundlicher wahrgenommen werden. 

Im zweiten Schritt wurden die folgenden 4 Massnahmen ausgearbeitet und getestet: 

  1. Elektromobilität als das neue Normal positionieren: In der E-Mail-Vorlage zur Ansprache von Fahrzeugverantwortlichen, im Fahrzeugkatalog und auf dem SharePoint wurden die BEV prominent als “Standardfahrzeuge” dargestellt.  

  2. Probefahrten ermöglichen: Mehrere Roadshows gaben den Mitarbeitenden Gelegenheit zum Probefahren der neuen BEV. 

  1. Die ersten Elektrofahrzeuge mit einer Anmeldemöglichkeit für eine Testfahrt ausstatten: Durch Visitenkarten mit Anmeldelink zur Probefahrt wurde Werbung für die BEV gemacht. 

  1. Wichtige psychologische Barrieren frühzeitig aktiv ansprechen: Verschiedene Kommunikationskanäle wie Fahrzeugkataloge, Roadshows oder Schulungen können dazu genutzt werden, um frühzeitig Informationen zur Verfügung zu stellen und allfällige Barrieren aktiv anzusprechen.   

Partner

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Gilles Chatelain von The Behavior Lab (ehemals Verhaltensarchitektur) und den Schweizerischen Bundesbahnen SBB durchgeführt. 

Das Projekt wurde finanziell unterstützt von EnergieSchweiz, Bundesamt für Energie BFE.  

Links

Das Projekt ist Teil der Roadmap Elektromobilität 2025 des Bundesamtes für Energie BFE und des Bundesamtes für Strassen ASTRA.  

Das Projekt und die darin ausgearbeiteten Massnahmen wurden in einem Webinar von Swiss eMobility vorgestellt.  

Kontakt

Dr. Bettina Höchli

Geraldine Holenweger