ShopHero - Food Waste Messung in Haushalten

Wie kann man die Food Waste Messung in Haushalten verbessern und reduzieren?

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Hintergrund

Schätzungen zufolge gehen in der Schweiz jährlich um die drei Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Weg vom Acker auf den Teller verloren oder werden nach der Zubereitung weggeworfen. Rechnet man dies auf eine Person herunter, muss man davon ausgehen, dass ein Durchschnittsmensch in der Schweiz pro Jahr 330 kg Lebensmittel wegwirft.  

Ziel

Dieses interdisziplinäre Projekt hat zum Ziel, einen Beitrag an die Reduktion von Lebensmittelabfällen und die Erhöhung der Nachhaltigkeit von Lebensmitteleinkäufen zu leisten. Das Projekt adressiert verschiedene Fragestellungen, die darauf abzielen entlang der Lebensmittel-Versorgungskette (z.B. bei Konsumenten oder Lebensmittelhändler) den Food Waste zu reduzieren. Es beabsichtigt anhand von Grundlageforschung und Praxisprojekte implementierbare Lösungen zu erarbeiten. Einige unserer Fragestellungen sind: Wie „gut“ sind Food Waste Messungen (z.B. Selbstberichte, Tagebuch, physische Messung)? Lässt sich die Digitalisierung (z.B. digitale Einkaufsdaten) nutzen, um Food Waste vorherzusagen und mit gezielten Interventionen zu reduzieren? Können Produkte-Swap-Empfehlungen in Onlineshops zu nachhaltigerem Einkaufsverhalten (z.B. weniger Fleischkonsum) motivieren?

Vorgehen

Dieses Projekt besteht aus mehreren Subprojekten. Es wird eine Vielzahl von Umfragen, Feld- und Onlineexperimente sowie Interviews durchgeführt. Zudem werden freiwillig gespendete digitale Einkaufsdaten gesammelt. In einem grossen mehrwöchigen Feldexperiment zum Vergleich verschiedener Food Waste Messansätze haben uns sogar Studierende der Abteilung Consumer Behavior (im Rahmen eines Seminares oder der Masterarbeit) tatkräftig unterstützt!

Laufzeit

2021 - 2024

Resultate

Initiale Ergebnisse zeigen, dass die heutige Food Waste Messung ungenau ist. Es herrschen Unterschiede zwischen Standardansätzen wie dem Food Waste Fragekatalog, dem Tagebuchansatz und der physischen Food Waste Messung. Die Erkenntnisse unseres Feldexperimentes zu verschiedenen Food Waste Messansätze werden zurzeit wissenschaftlich begutachtet und sind noch nicht in einer Fachzeitschrift publiziert.  

Erste Erfahrungen mit gesammelten digitalen Einkaufsdaten zeigen zudem, wie man digitale Einkaufsdaten (von Coop und Migros) nutzen kann, um den nachhaltigen Umgang mit Lebensmittel im Allgemeinen und Food Waste Verhalten im Spezifischen vorherzusagen. Mit verschiedenen statistischen Modellierungstechniken lassen sich basierend auf digitalen Einkaufsdaten sowie Umfragedaten distinkte Gruppen von Konsumierenden identifizieren (z.B. „traditionelle Konsumierende“ oder „zeitbeschränkte Konsumierende“). Konsumierende unterschiedlicher Gruppen zeichnen sich durch andere Motive, Bedürfnisse, Gewohnheiten und Einstellungen aus. Um nachhaltiges Verhalten wirkungsvoll zu fördern, ist es empfehlenswert die Konsumierenden zielgruppenspezifisch anzusprechen (z.B. mit Traditions- oder Zeitmotiven). Diese Erkenntnisse haben nicht nur eine hohe Relevanz für Behörden, die mit der Reduktion von Food Waste beauftragt sind, sondern auch für Lebensmittelhändler wie Coop und Migros, die zunehmend unter Druck kommen etwas gegen Food Waste zu tun.  

Partner

Dieses Projekt findet in Zusammenarbeit mit Sybilla Merian (Universität Zürich), Prof. Dr. Martin Natter (Universität Zürich), Kevin O'Sullivan (ETH), Dr. Claudio Beretta (ZHAW), Prof. Dr. Nadina Müller (ZHAW), Prof. Dr. Verena Tiefenbeck (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Elgar Fleisch (ETH) statt. Finanziert wird das Projekt durch den SNF (Antragsstellende Personen: Prof. Dr. Martin Natter, Prof. Dr. Elgar Fleisch, Prof. Dr. Nadina Müller und Matthias Stucki). 

Das Projekt sieht vor mit verschiedenen Praxispartnerinnen zu kollaborieren (z.B. Bitsaboutme). 

Die Erkenntnisse des Projektes werden u.a. durch foodwaste.ch an die Bevölkerung kommuniziert (z.B. im Rahmen von Ausstellungen). Zudem ist unsere Food-Waste-Tagebuch-App gerade im Einsatz in dem vom Kanton Aargau organisierten Citizen Science Projekt „Aufgabeln! – Gemeinsam Food Waste Messen“

Erste Erkenntnisse aus einem der Subprojekte wurden bereits in einem wissenschaftlichen Artikel publiziert und an Konferenzen präsentiert (z.B. EMAC, Swiss Academy of Marketing Science Conference).  

Wir sind zudem im Austausch mit Dr. Carole Liechti und Dr. Jeanine Amman von Agroscope, die im Rahmen des EU-Projektes WASTELESS zu ähnlichen Fragestellungen forschen.  

Links

Übersicht des SNFs zum Projekt: https://data.snf.ch/grants/grant/197633  

Kontakt

Dr. Sabrina Stöckli