Sportfluencer: Wie Influencer:innen mehr Bewegung in den Alltag von Jugendlichen bringen

Können Influencer:innen ihre jugendlichen Follower:innen zu einem aktiven und gesunden Lebensstil animieren?

Pikka GmbH

Hintergrund

Regelmässige körperliche Aktivität wird positiv mit einer besseren körperlichen, geistigen und psychosozialen Gesundheit in Verbindung gebracht. Dies gilt insbesondere für Jugendliche. Dennoch erreichen in der Schweiz nur 14% der Kinder im Schulalter die WHO-Empfehlung von 60 Minuten moderater bis intensiver körperlicher Aktivität pro Tag. Ein Faktor, warum sich Jugendliche zu wenig bewegen, sind die sozialen Medien, da sie sitzendes Verhalten fördern. Mehr als 90% der 14 bis 19-jährigen Jugendlichen in der Schweiz nutzen mehrmals am Tag soziale Medien (Süss et al., 2020). Influencer:innen, die oft als Vorbilder fungieren, spielen somit eine zentrale Rolle im Leben der Jugendlichen. Influencer:innen haben einen erheblichen Einfluss auf deren Einstellungen, Meinungen und Werte. Das bringt neue Herausforderungen, potenzielle Risiken, aber auch Chancen mit sich. Eine offene Frage ist, ob Influencer:innen Teil einer Präventionsstrategie sein können, um körperliche Aktivität bei Jugendlichen zu fördern. 

Ziel

Das Sportfluencer Projekt hat zum Ziel, Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren zu mehr Bewegung zu animieren. Sechs sportbegeisterte und wenig sportaffine Influencer:innen teilen während eines Monats verschiedene Bewegungsinputs und -ideen, mit der Absicht, ihre Follower:innen dazu zu bringen, sich mindestens eine Stunde pro Tag mit moderaten bis anstrengenden Intensitäten zu bewegen. Dieses Projekt soll zeigen, welche Social Media Inhalte und Strategien Jugendliche motivieren und auch welche Follower:innen sich eher durch Social Media Inhalte positiv beeinflussen lassen. 

Vorgehen

In dieser Studie verwendeten wir einen Mixed-Methods-Ansatz, der Fragebögen und Interviews kombinierte. Im quantitativen Teil wurden während sechs Wochen die Dauer und Intensität der körperlichen Aktivität, die Freude an körperlicher Aktivität und die Phasen der Veränderung abgefragt. Im qualitativen Teil wurden am Projektende halbstrukturierte Interviews mit sechs Influencer:innen und 23 Follower:innen geführt. 

Laufzeit

12.2021 - 01.2023

Resultate

Quantitative Resultate:

  • Die Freude an körperlicher Aktivität hat bei den jugendlichen Follower:innen über die Zeit zugenommen. 

  • Die Follower:innen der weiblichen Influencerinnen haben sich über die Zeit signifikant mehr bewegt. Die Bewegungsminuten der Follower:innen der männlichen Influencer blieb hingegen konstant.  

Qualitative Resultate: 

Folgende Inhalte der Influencer:innen sind bei den Jugendlichen gut, resp. nicht gut angekommen: 

  • Alltägliche Aktivitäten motivieren, da sie mit wenig Anstrengung und Zeit verbunden sind. Zu anspruchsvolle Aktivitäten überfordern und werden deshalb nicht imitiert, sondern nur konsumiert. 

  • Die Jugendlichen können sich mit Influencer:innen, die ähnliche Lebensstile haben, identifizieren und werden dadurch eher beeinflusst. Realitätsferne und gekünstelte Idealbilder kommen bei den Jugendlichen hingegen nicht gut an. 

  • Authentische, humorvolle und interaktive Inhalte schätzen die Jugendlichen. Demotivierend sind Influencer:innen, die zu lange in die Kamera reden und sich selbst nicht bewegen. 

Folgende Follower:innen haben sich eher positiv beeinflussen lassen: 

  • Follower:innen, die eine gewisse Eigenmotivation und Intention für eine Verhaltensänderung mitbringen. 

  • Follower:innen, die sich mit der Influencerin oder dem Influencer identifizieren können. 

  • Follower:innen, die zusätzlich Personen im nahen Umfeld haben, die sie zu mehr Bewegung motivieren. 

  • Follower:innen, die gezielt Social Media Inhalte konsumieren. 

  • Follower:innen, die das tägliche Ausfüllen der Fragebögen als belohnend oder motivierend wahrnehmen. 

Partner

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Schtifti Foundation (Sina Candrian) durchgeführt. 

Cindy Pennaforte begleitete das Projekt als Expertin Social Media. 

Das Projekt wurde durch das Bundesamt für Sport (BASPO) finanziert und lief über das Innovationslabor lab7x1.  

Links

 

Vorstellung des Projektes durch die Schtifti Foundation. 

Vorstellung des Projektes durch das Innovationslabor lab7x1 vom BASPO. 

An der hepa-Netzwerktagung vom 28. September 2023 wurde das Sportfluencer Projekt in Magglingen vorgestellt. 

 

Kontakt

Rahel Aschwanden 

Prof. Dr. Claude Messner